Man konnte fast eine Stecknadel fallen hören, so leise war es in der Aula des Theodor-Heuss-Gymnasiums, obwohl gerade etwa 150 Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Jahrgangsstufe anwesend waren. Gebannt hingen sie an den Lippen der Autorin Antje Wagner, die gerade beschrieb, wie Flix, eine der Figuren aus dem Roman „WILD. Sie hören dich denken“, aussieht. Flix stammt wie auch Olympe, Ryan sowie Noomi aus Berlin und ist als jugendlicher Straftäter in ein Resozialisierungscamp in der Sächsischen Schweiz geschickt worden. In dem Mysterythriller kommen alle Figuren aus ihrer Sicht zu Wort, offenbaren ihre eigenen Geheimnisse, aber auch die dieses besonderen Camps. Während der Lesung fokussierte sich Antje Wagner vor allem auf den Standpunkt der fünfzehnjährigen Noomi, die bereits ein Jahr zuvor in derselben Gegend für 24 Stunden verschwunden war, seither mit verstörenden Träumen und seltsamen Verhaltensänderungen zu kämpfen hat. Dabei las die Autorin verschiedene Stellen des Romans vor, schimpfte, wisperte, jammerte und träumte, zeigte Teile der Handlungsstränge auf und machte vor allem Lust darauf, noch mehr über die Ereignisse des in „WILD“ beschriebenen Camps zu erfahren. Denn genau an der Stelle, „an der das Buch seinen wahren Kern auf rätselhafte Weise zu offenbaren beginnt“, beendete die in Hildesheim lebende Schriftstellerin ihre Lesung. Der Jugendroman „WILD. Sie hören dich denken“ ist unter dem Pseudonym Ella Blix erschienen, das für das Autorinnenduo Antje Wagner und Tania Witte steht. Nach „Der Schein“ ist dies bereits der zweite von beiden verfasste Roman. Im Laufe der Veranstaltung erfuhren die Schüler nicht nur etwas über den Inhalt und die Figuren des Buches, sondern auch über verschiedene Produktionsabläufe, die Gestaltung eines Buchcovers oder geographische Besonderheiten der Sächsischen Schweiz. In einer weiteren Lesung erlebten auch die zehnte Jahrgangsstufe und ein weiterer Teil der Achtklässler die energiegeladene und mitreißende Autorin. Diese Lesungen sind am THG Nördlingen Teil eines Literaturbildungskonzepts, durch das in jedem Schuljahr allen Jahrgangsstufen durch Lesungen oder Theaterinszenierungen Literatur nahegebracht werden soll, auch wenn bislang der Zugang noch nicht gegeben war.